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Die berichtete über die Feuerwehr:
Mittwoch, 16. Juni 2004
In allen Zeiten zusammengehalten
Aus der Chronik 140 Jahre Freiwillige Feuerwehr Clausthal-Zellerfeld –
Turner gründeten ersten „Rettungsverein“
Von Sylvie Denis

Dieses Gruppenbild entstand anlässlich des 125. Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1989

CLAUSTHAL-ZELLERFELD. Funkenflug aus Schornsteinen, offenes Licht und dazu die Tatsache, dass ein Haus dicht am anderen stand: Die Gefahr verheerender Brände in den Bergstädten war groß. Schon seit 1579 waren alle männlichen Einwohner dazu verpflichtet, bei Ausbruch von Feuer schnell Hilfe zu leisten. Berg- und Hüttenbeamte hatten dabei die Aufsicht.


Feuerordnung von 1760

1760 erließ Landesherr König Georg II von Großbritannien und Herzog zu Braunschweig und Lüneburg eine „verbesserte Feuerordnung für sämtliche Einwohner der Bergstadt Clausthal“, die unter anderem das Tabakrauchen auf der Straße verbot. Doch auch sie konnte weitere Brandkatastrophen nicht verhindern. Im November 1863 beschloss das Clausthaler Bürgervorsteher-Kollegium, Mitglieder der Männer-Turnvereine Clausthal und Zellerfeld zum geregelten Löschdienst aufzurufen, um, wie aus anderen Städten bereits mit guten Erfahrungen bekannt, „unter Verwendung der turnerischen Gewandtheit ... bei Feuersgefahr Leben und Eigentum der Bewohner ... zu schützen“. Schon am 12. März des folgenden Jahres, 1864, gründete sich der „Turner-Rettungsverein zu Clausthal und Zellerfeld“, der, weil er in zwei eigenständigen Bergstädten zu Hause war, zwei Abteilungen hatte: die Abteilung Clausthal in der Rollstraße und die Abteilung Zellerfeld in der Goslarschen Straße. 


bespannte Handdruckspritze, aufgenommen bei der 100-Jahrfeier im Jahre 1964

Die Löschmittel der Turner aus Clausthal wurden im Oktober 1864 durch eine städtische Saug- und Druckspritze erweitert und 1865 übergab der Magistrat von Zellerfeld seiner Abteilung ebenfalls ein solches Gerät. Fünf Jahre später benannte man den Rettungsverein aufgrund seiner erweiterten technischen Ausrüstung für das Feuerlöschwesen in „Freiwillige Turner-Feuerwehr zu Clausthal und Zellerfeld“ um.  Das Jahr 1884 brachte den ersten schwerwiegenden Eingriff in die Organisation der nunmehr seit 20 Jahren im Löschdienst beider Städte tätigen Organisation. Der Magistrat der Bergstadt Zellerfeld wünschte eine selbstständige Feuerwehr in der Stadt und verlangte die Herauslösung der Zellerfelder Abteilung aus der Turner-Feuerwehr, andernfalls würde er künftig alle weitere Unterstützung versagen. Doch auch nach der wohl oder übel vollzogenen Trennung leisteten sich die Wehren nachbarschaftliche Hilfe und blieben stets in enger Verbindung. 

Unter preußischer Fuchtel

Ende des 19. Jahrhunderts war das Wasserversorgungsnetz der Bergstädte so gut ausgebaut, dass die Wehren jetzt nicht mehr nur mit Steiger- und Spritzenzügen zum Löschangriff vorgingen, sondern so genannte Hydrantenzüge bildeten. Diese waren am Anfang eigens vom Magistrat georderte Mannschaften, die das Wasser aus Brunnen, Löschteichen und aus Hydranten zum Einsatzort beförderten. Später übernahmen die Mitglieder der Feuerwehr diese Aufgabe. Auch die politische Situation in Deutschland hatte Auswirkungen auf die Organisation der Feuerwehr. Von 1902 an bestimmten Gebiets- und Verwaltungsreformen sowie neue Gesetze die Arbeit der Wehren im nun preußischen Oberharz. Aufsichtführende Behörde für das Löschwesen war nicht mehr die Clausthaler Berghauptmannschaft, sondern der Königliche Landrat in Zellerfeld. Die Feuerwehren waren nicht mehr nur Vereine, sondern wurden „ausführende Organe“ des Verwalters der örtlichen Feuerpolizei.

„Wiedervereinigung“ 1934

Die Vereinigung der Städte zur Bergstadt Clausthal-Zellerfeld am 1. Mai 1924 hatte keine Auswirkungen auf die Organisation der Freiwilligen Feuerwehr, bis 1933 das preußische Feuerlöschgesetz vorschrieb, dass jede Stadt nur eine Feuerwehr unterhalten dürfe. So wurden die beiden Wehren am 9. März 1934 in einer vom damaligen Kreisbrandmeister Fritz Hille geleiteten Mitgliederversammlung vereinigt. Löschzug I war in der Wache Clausthal stationiert, Löschzug II in Zellerfeld. Jeder Zug bestand aus acht Löschtrupps.  Die Zeit des „Dritten Reiches“ brachte der Feuerwehr, die inzwischen auch zu technischen Hilfeleistungen herangezogen wurde, immer mehr Aufgaben und Verpflichtungen. Bei allen Aufmärschen und Kundgebungen musste eine Abordnung der Feuerwehr anwesend sein. Außerdem gab es schon vor Beginn des 2. Weltkrieges Verdunkelungsübungen, Bereitschaftsproben und viele andere Dinge, um sich vor „dem Feind“ schützen zu können. Dabei hatte die Feuerwehr meist die Aufgabe des Wach- und Kontrolldienstes. Am Ende des Krieges hatte die Feuerwehr Clausthal-Zellerfeld neun gefallene Mitglieder zu beklagen, drei weitere waren verwundet und ein Mitglied blieb vermisst. Die Siegermächte machten die „Entnazifizierung und Entmilitarisierung Deutschlands“ auch in der Feuerwehr besonders gründlich. Die Schutzausrüstung der Mannschaft wurde von Grund auf geändert, damit nichts mehr an das „Dritte Reich“ erinnerte. Auf der Straße wurden uniformierte Feuerwehrmänner belächelt und schief angesehen, einheitliche Schutzbekleidungen empfand man nach zwölf Jahren Diktatur als verpönt.


das erste Löschfahrzeug in Clausthal-Zellerfeld (LF8)

In den Jahren 1945/46 schaffte die Stadt zwei Löschfahrzeuge an, nachdem das erste Auto der FFW  in den letzten Kriegswochen vermutlich gestohlen worden war.  Im Mai 1955 wurde eine neue Feuerwehrordnung erlassen, wonach die Freiwilligen Feuerwehren auf gesetzlicher Grundlage eine Einrichtung der Bergstadt wurde. Der Bau-Boom und die Motorisierung brachten es mit sich, dass die Wehr nicht mehr hauptsächlich für Brände zuständig war. Verkehrsunfälle, Ölschäden, Gewässerverschmutzungen und technische Hilfeleistungen gehören auch heute noch zu den häufigsten Einsätzen der Feuerwehr. Um diesen Aufgaben gewachsen zu sein, wurden regelmäßige Ausbildungsdienste in den Gerätehäusern eingeführt.




Jugendwehr gegründet

Die Verbandarbeit wurde wieder aufgenommen, der Deutsche Feuerwehrverband wurde gegründet und es entstanden Landes- und Kreisverbände. Der Niedersächsische Innenminister bewirkte 1953/54  die einheitliche Uniformierung der Feuerwehrmänner. Das Kommando der Ortswehr wurde nach der Gründung der Deutschen Jugendfeuerwehr durch den Jugendwart erweitert.  Am 8. Mai 1954 wurde den Clausthal-Zellerfeldern vor dem Rathaus die Kraftfahrdrehleiter DL 22 übergeben. Die Gebietsreform führte 1972 zur Auflösung des Landkreises Zellerfeld. Da alle Feuerwehrleute in der neuen Samtgemeinde Oberharz die gleichen Ziele und Aufgaben hatten, funktionierte ihre Zusammenarbeit im Kommando und unter den Ortswehren vom ersten Tag an. An den Verordnungen und der Kooperation der Feuerwehren innerhalb der Samtgemeinde hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert.