Spektakuläre
Rettungsübung unter Tage
" Feuertaufe" im Bergbaurevier Turm Rosenhof
Von Stefan Voelker
CLAUSTHAL-ZELLERFELD.
"Zwei Verschüttete -
Im Bergwerksstollen eingeklemmt - Verdacht
auf Wirbelsäulenverletzung" so der Notruf. Acht Minuten
später ist die Gruppe "Absturzsicherung", am
Einsatzort. Das Übungsszenario am Freitagabend, von
langer
Hand
vorbereitet, sollte die Beteiligten
für den Ernstfall fit machen und die Beobachter von der
Einsatzbereitschaft der Bergungstruppe überzeugen.
Gegen 18
Uhr rückt das Team aus zehn Männer und zwei Frauen
der Feuerwehr und der Bergwacht an der runden
Radstube des "Thurm Rosenhof"
an, begleitet von der
Besatzung des Drehleiter- und des Rüstwagens. Knochenarbeit,
höchste Konzentration und nasskalte Füße stehen ihnen
in der nun kommenden Stunde bevor: Es gilt, zunächst bis in eine
Tiefe von 25 Metern in die Radstube
einzufahren, zwei Verschüttete in der "Altensegener Tiefe
Rösche" - ein Bergwerksstollenmit einer Ganghöhe von teils
nur 60 Zentimetern - aufzufinden und diese dann fachgerecht zu bergen.
"Hier geht Sicherheit vor Schnelligkeit", so der Clausthal-Zellerfelder
Ortsbrandmeister Lothar Kahla. "Der Schwierigkeitsgrad ist hoch. Das
Problem ist die tiefe Temperatur von nur sechs Grad Celsius im Berg.
Hier muss der Verletzte schon während der Bergung vor
Auskühlung geschützt werden."
Platzangst kein Thema
Das Vordringen in einen 80 Meter langen Gang, in dem wegen der
niedrigen Decke nur gekrochen werden kann und zudem ein kleiner
Wasserlauf das Fortkommen erschwert, ist nicht jedermanns Sache.
"Klaustrophobie kann hier schnell zum Problem werden", kommentiert der
Ortsbrandmeister.Für Mitglieder der Bergungsgruppe
"Absturzsicherung" - übrigens alles Freiwillige - darf Platzangst
kein Thema sein.
Muskelkraft, Ausdauer und Besonnenheit sind für Sicherung und
Abtransport der Verletzten unentbehrlich. Nachdem sie aus dem
Bergwerksstollen herausgezogen worden sind, gilt es, sie mit Hilfe
einer Winde aus dem hüfttiefen Wasser am Grund der Radstube bis an
die Oberfläche zu befördern. Das bedeutet 25 Höhenmeter
und doppelte Sicherung mit vier Kameraden an einer Winde. Denn die
Leiter des Feuerwehrwagens kann hier nicht eingesetzt werden.
"Eingespieltes Team"
"Zufrieden und erschöpft zeigten sich die Beteiligten nach 75
Minuten schweißtreibender Arbeit. Gruppeneiter Michael Schulz:
"Wir sind ein gut eingespieltes Team. Jeder kann sich auf den anderen
verlassen."
Die Übung ist auch laut Jürgen Alich, Bergbauingenieur und
Sprecher der "Brigade Rosenhof", ein Erfolg gewesen. Diese
Arbeitsgruppe aus ehrenamtlich tätigen Ingenieuren, Steigern,
Bergleuten und Mauren ist wesentlich daran beteiligt, dass die "runde
Radstube" nach jahrelanger "Aufwältigung" nunmehr so hergerichtet
ist, dass sie als Besucherbergwerk im Sommer diesen Jahres
eröffnet werden kann.
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Bis
an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastungsfähigkeit
gingen die Einsatzkräfte: 25 Meter unter Tage hievten sie die
Trage mit dem
vermeintlich Verletzten über knietiefes Wasser hinweg. Fotos:
Voelker
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Nur
durch Kriechgänge zu erreichen
und abzutransportieren: Ein" Verletzter", hier bei der Erstversorgung.
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Voraussetzung
für Besucherbergwerk
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Die
"runde
Radstube" als mächtiger Ein- und Ausstieg, den Besucher
ab Sommer dieses Jahres begehen ("befahren")
können, ist die letzte Hürde, die "Rettungskräfte mit
dem "Ver-
letzten" nehmen müssen. Auf der
Trage, beziehungsweise auf dem Schlitten geht es an Seilen 25
Meter nach oben.
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CLAU5THAL-ZELLERFELD.
Eine erfolgreiche und
von amtlicher Seite begutachtete Bergungsübung ist Voraussetzung
für die Einrichtung eines Besucherbergwerks. Als solches soll die
im 19. Jahrhundert errichtete runde Radstube - eine in Größe
und Bauart einmalige kulturhistorische Einrichtung - im Sommer
präsentiert werden. Zuvor wird am 27. und 28. Mai eine
Erstbefahrung mit geladenen Gästen stattfinden.
Die Übung in der imposanten Kehrradstube wurde von Thomas
Scharfenberg vom Landesbergamt fachkundig beobachtet. Er hat als
zuständiger Beamter für das künftige BesucherbergWerk zu
beurteilen, ob eine Rettung verunglückter Besucher dieser Anlage
durch die dafür zuständige Spezialgruppe "Absturzsicherung"
gewährleistet. werden kann. In einer ersten Stellungnahme nach der
Übung äußerte er sich in dieser Hinsicht zuversichtig.
Die Einsatzkräfte sahen sich außergewöhnlich widrigen
Umständen ausgesetzt: Ausgangspunkt des Einsatzes war das
Auffinden so genannter "Schwarzbefahrer" - illegaler Mineraliensucher,
die in einem der reichlich vorhandenen Gangauf-
schlüsse verschüttet sind. Hier, unter Tage, ist der Einsatz
von Funk nicht möglich. Die Verständigung der Ret-
tungskräfte untereinander über Strecken von mehr als 100
Metern muss trotzdem sichergestellt sein. Zudem ist es in einigen
Passagen der Gänge so eng, dass Verletzte jeweils nur von zwei
Kräften auf einem Schlitten geschoben werden können: eine
Knochenarbeit, körperlich und mental. sv
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