Oberharz.
Dramatische Einsatzlagen übte die
Feuerwehrbereitschaft der Stadt
Salzgitter am Samstag in
Clausthal-Zellerfeld und Wildemann.
Von Andre Bertram
140
freiwillige Feuerwehrleute und Sanitäter
aus mehreren Stadtteilen nahmen an der
Großübung teil. „Die Lagen sind sehr
realistisch dargestellt, ich bin
begeistert“, lobte Branddirektor Arne
Sicks, Fachdienstleiter Feuerwehr der
Stadt Salzgitter, die perfekte
Vorbereitung und Unterstützung durch die
Freiwillige Feuerwehr
Clausthal-Zellerfeld. „Da hängt viel
Arbeit dran. Herzlichen Dank.“
Kolonnenfahrt ins Gebirge
Mit eingeschaltetem Blaulicht und
Martinshorn hatte die Kolonne aus 25
Fahrzeugen vom Okertal kommend um 10.23
Uhr Zellerfeld erreicht. Die
Kolonnenfahrt war bereits wichtiger Teil
der Übung. „Auf den engeren Straßen im
Oberharz im Marschverband zu fahren, ist
schon eine Herausforderung.“ Erschwerend
komme hinzu, dass sich die Bereitschaft
bei ihrer ersten Übung im Oberharz erst
im fremden Einsatzgebiet orientieren
müsse – „und das unter Stress“.
„Uns geht es darum, wie die
Stadtfeuerwehrbereitschaft als Ganzes
übt – um das fachlich Handwerkliche, die
Führung und die Kommunikationswege“,
erklärt der Branddirektor. Nach der
Lagebesprechung am Sammelplatz
Robert-Koch-Schule rückten die Einheiten
zu ihren ersten Einsätzen aus.
Gleichzeitig wurden die verschiedenen
Züge vormittags zu einem Verkehrsunfall
mit eingeklemmten Personen auf der
Bockswieser Höhe, einem Gebäudebrand der
leer stehenden Calvör Schule mit
Menschenleben in Gefahr und zu einem
Waldbrand am Grumbacher Teich gerufen.
Fiktive Explosion
Nachmittags folgte eine Großeinsatzlage
nach einer fiktiven Explosion mit
Bränden und teils schwerstverletzten
Personen am Ottiliae-Schacht. Die Regie
führte der Clausthal-Zellerfelder
Ortsbrandmeister Thomas Bremer.
Hintergrund: Anfang 2014 hat die
Berufsfeuerwehr Salzgitter in der
Feuerwache der Bergstadt die
TEL-Ausbildung (technische
Einsatzleitung) für die Goslarer
Kreisfeuerwehr übernommen. Der Bitte aus
Salzgitter, nun die Regieeinheit zu
stellen, kamen die Oberharzer gerne
nach.
Teils realistisch geschminkt spielen die
Kameraden aus der Bergstadt überzeugend
die Verletzten. „Willst du hier noch aus
dem Ohr bluten?“ fragt Anja Jaeger von
den Löschmäusen das spätere Unfallopfer
und lässt das Theater-Blut fließen. Für
den offenen Bruch am Bein platziert sie
kunstvoll einen Hühnerknochen.
Mit hydraulischem Spreizer und
Rettungsschere befreien die Kameraden
aus Salzgitter nach medizinischer
Erstversorgung die Insassen aus ihrem am
Baum zerstörten, bei Eintreffen der
Rettungskräfte brennenden Pkw. Nicht
alles läuft perfekt: „Die Rettung der
Verunfallten war dem Ausbildungsstand
der ersteintreffenden Rettungskräfte
geschuldet“, bewertet die ärztliche
Leiterin des Rettungsdienstes
Salzgitter, Dr. Melanie Seelis, die
Leistung der Sanitäter.
Optimale Bedingungen
Aus der brennenden, stark verqualmten
Calvör-Schule mussten vier Personen
gerettet werden, eine vom Dach. „Super,
dass wir eine Übung in dem Umfang hier
machen können“, umso weniger Fehler
passieren im echten Einsatz, sagt
Florian Oelmann von der Feuerwehr
Flachstöckheim. „Die Löschübung hat
schon noch deutliches
Verbesserungspotenzial gezeigt“, sagte
Arne Sicks in seiner Manöverkritik. Wie
bei neu zusammengesetzten Einheiten
nicht anders zu erwarten, hätten sich
„Reibungsverluste“ gezeigt. Der Profi
bemängelt unter anderem die fehlende
Eigensicherung eines Trupps beim
Innenangriff. Bei der späteren,
gemeinsamen Übung am Schacht hätten die
„Basics“ allerdings schon deutlich
besser als am Vormittag.
Salzgitters Stadtbrandmeister Otto
Kracht sieht Verbesserungspotenzial,
meint aber: „Dafür ist es eine Übung und
keine Könnung.“ Es sei viele Jahre her,
dass die Feuerwehrbereitschaft
Salzgitter überhaupt so eine Übung
gemacht habe. Dankbar sagte er: „Das
Gelände ist optimal, bietet supergute
Übungsmöglichkeiten und alles ist sehr
gut vorbereitet.“