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Die berichtete über die Feuerwehr:
Dienstag, 25. November 2014

Clausthal-Zellerfeld. Ein Pfefferspray hat am Montag einen Großeinsatz an der Robert-Koch-Schule in Clausthal-Zellerfeld ausgelöst. Sechs Schüler mussten in Krankenhäuser gebracht werden.

Von Bettina Ebeling

„Es riecht komisch“ – diese Information, verbunden mit der Bitte, im Klassenflur des Erdgeschosses „mal die Fenster aufzumachen“, rief in der Mittagspause den Hausmeister der Robert-Koch-Schule (RKS) auf den Plan. In der Pausenhalle des Gymnasiums habe er selbst den ätzenden Geruch gespürt, hustende Schüler mit tränenden Augen standen auf dem hinteren Schulhof: „Da wusste ich, dass etwas nicht astrein war“, berichtet Thomas Bremer. Der Ortsbrandmeister der Feuerwehr Clausthal-Zellerfeld handelte sofort: „Schule räumen, Notruf absetzen, Sammelstelle einrichten.“

 

„Massenanfall von Verletzten“

Beim Rettungsdienst des Landkreises wurde „Massenanfall von Verletzten“ ausgelöst, ein Alarm, der alle verfügbaren Kräfte nebst Notärzten, Polizei, Rotem Kreuz, Krisenintervention und Unfallnachsorge sowie Ordnungsbehörden in Marsch setzt. Die Zahl der Verletzten schwankte zunächst zwischen 18 und 30, die Substanz und die versprühte Menge waren vorerst unklar. Erste Informationen lauteten auf „CS-Gas“, eine deutlich schädlichere Chemikalie als Pfefferspray. Um ein solches handelte es sich, wie sich später herausstellte.
Feuerwehr und Polizei sperrten die Zufahrt von der Berliner Straße ab, um Platz für die Rettungswagen zu schaffen, deren Teams sich um die verletzten Gymnasiasten kümmerten. Sie wurden zunächst in einem Nebenraum untersucht, mit Sauerstoff versorgt und betreut, sechs Mädchen und Jungen wurden in die Krankenhäuser Goslar, Seesen und Herzberg gebracht.
„Die Schulbusse wurden umdirigiert“, sagte Einsatzleiter Uwe Heinrichs, um die unverletzten Schüler nach Hause zu bringen. Währenddessen trafen erste Eltern ein, die nicht aufs Schulgelände durften und beunruhigt vor dem benachbarten Polizeikommissariat auf Informationen warteten.
Die hinzualarmierte Kreismessleitung ging inzwischen der versprühten Substanz auf den Grund. Die Verursacher, zwei Schüler der 10. Klasse, hatten sich selbst bei Schulleiterin Jutta Reusing gemeldet – ihrem Eindruck nach selbst erschrocken darüber, welche Auswirkungen ihr Handeln hatte. Einer habe das Pfefferspray mitgebracht, der andere den Sprühknopf gedrückt. „Pfefferspray verursacht heftige Akutwirkung mit Husten, Atemnot, Schleimhautreizung und Übelkeit“, erklärte Kevin Schmidt, Einsatzleiter des Rettungsdienstes. Die Wirkung klinge dann relativ rasch ab, es könnten aber nach einigen Stunden noch Probleme mit der Lunge auftreten.
Vor diesem Hintergrund erzeugte es Besorgnis, dass zwei der mitbetroffenen Gymnasiasten offenbar im ersten Trubel nach Hause gegangen waren. Die Eltern wurden telefonisch und per Radiodurchsage informiert. Insgesamt 440 Schüler gehen ins Clausthaler Gymnasium.

Schule fällt nicht aus

Wann sie wieder in ihre Klassenräume können, war am Montagnachmittag noch unklar. Nach den Informationen, die die Kreismessleitung vom Labor der Herstellerfirma eingeholt hat, lässt sich die Substanz nicht „rauslüften“, sondern setzt sich auf allen Oberflächen des betroffenen Raums ab. Fußböden, Wände und Türen, Möbel und Vorhänge müssten daher vor der Freigabe professionell gereinigt werden.
„Die Schule fällt aber nicht aus“, so Schulleiterin Jutta Reusing. Sie organisiere Ersatzräume. Eltern können sich unter Telefon (05323) 93620 informieren.

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weiterer Bericht am 26.11.2014

Clausthal-Zellerfeld. Nach dem Pfefferspray-Vorfall, der am Montag einen Großeinsatz von rund 160 Kräften ausgelöst hatte, läuft der Unterricht am Gymnasium wieder in geordneten Bahnen.

Noch am Montagabend waren die Flure und Treppenhäuser gereinigt worden, mit eigenen Kräften nach Maßgaben der Kreismessleitung, wie Schulleiterin Jutta Reusing am Dienstag mitteilte. Zusätzlich habe sie die Unterrichtsräume im Trakt A sowie die Pausenhalle besonders gründlich reinigen lassen. Jacken, die im Flur gehangen hatten, bekamen die Schüler eingetütet mit nach Hause zum Waschen. Bis auf eine 5. Klasse, deren Raum bis Freitag vorsichtshalber noch gesperrt bleibe, konnten alle Gymnasiasten in ihre Unterrichtsräume zurückkehren – die Fünftklässler zogen innerhalb des Gebäudes um.

Zuvor hatte die Schulleitung eine Vollversammlung einberufen, in der sie den Sachstand erläuterte und die Schülerinnen und Schüler für ihre Disziplin während der Räumung des Schulgebäudes lobte. „Vor allem die Kleineren haben nach einer solchen Ausnahmesituation natürlich noch Redebedarf“, sagte sie. In einem an alle Eltern versandten Brief mit detaillierten Informationen über die Geschehnisse bietet die Schulleitung daher nochmals Gespräch und Fragenklärung an.

Für die beiden Jungen, die auf dem Schulflur mit der Sprayflasche hantiert hatten, ist die Sache noch nicht ausgestanden. Die Polizei vernehme derzeit noch Zeugen, sagte Michael Lepa, Leiter des Polizeikommissariats Oberharz. Fest stehe zumindest, dass das Pfefferspray lediglich „im Flur herumgesprüht“ und nicht etwa gegen Mitschüler gerichtet wurde – ein auch für mögliche rechtliche und finanzielle Folgen sehr wichtiger Aspekt. Ob Kostenforderungen für Einsatz und eventuell auch Behandlung – die Zahl der „krankenhauspflichtigen“ Schüler hatte sich am Nachmittag noch um einen auf sieben erhöht – auf sie zukommen, ist aus Sicht der Polizei und des Landkreis-Sprechers Dirk Lienkamp noch offen.

Beide loben indessen das umsichtige Handeln der Schul-Verantwortlichen, die sehr zügig die Evakuierung, die Heimfahrt für die nicht betroffenen Mädchen und Jungen sowie die Betreuung der Verletzten in der Sammelstelle und die Elterninformation organisiert hätten. Auch das Zusammenwirken der Einsatzkräfte, die „solch eine Situation noch nie geübt haben“, sei „professionell“ gelaufen, so Lepa. Im Polizeikommissariat war die Gesamteinsatzleitung eingerichtet.

Anerkennung zollt der Kommissariatsleiter ebenso den Eltern, die sich trotz aller Dramatik und verständlicher Angst doch „sehr vernünftig und diszipliniert“ verhalten hätten. Bis 14.45 Uhr hatten sie warten müssen, bis sie ihre nochmals ärztlich untersuchten Kinder in Empfang nehmen konnten.

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