Die Höchstgrenze wird von den Mitgliedern Freiwilliger Feuerwehren aber deutlich überschritten: Neben dem wöchentlichen Dienst von fünf bis zehn Stunden an Fahrzeugen und in der Wehr „fallen für Ausbildung und Lehrgänge pro Mitglied 70 Stunden pro Jahr an. Weitere 40 bis 50 Stunden entfallen auf Einsätze“, rechnet Henrik Lehn vom Stadtfeuerwehrverband Kiel vor. Bislang leisten die Mitglieder die Ausbildung in ihrer Freizeit. „Das ist mit der EU-Arbeitszeitrichtlinie nicht mehr zu machen“, sagt Henrik Lehn, Stadtwehrführer in Kiel.
Denn arbeitet ein Mitglied einer freiwilligen Feuerwehr in seinem Beruf 40 Stunden in der Woche, darf es nur noch acht Stunden ehrenamtliche Arbeit oder Einsätze leisten. „Dann können wir das Modell der freiwilligen Feuerwehren in Deutschland vergessen“, sagt Schütt. Für Schleswig-Holstein gebe es dann zwei Wege. „Entweder wir verabschieden uns vom Brandschutz in den ländlichen Räumen – oder es muss auf Wehren mit hauptamtlichen Kräften in den Kreisen umgestellt werden“, so Schütt.
Die 1400 freiwilligen Feuerwehren im Land müssten dann zu etwa 450 Berufsfeuerwehren mit jeweils 40 bis 50 hauptamtlichen Einsatzkräften zusammengefasst und im Schichtdienst besetzt werden. Nur so ließen sich die geforderten Hilfsfristen für die Anfahrt bei Notfällen noch erfüllen. Mehrkosten für Schleswig-Holstein: über eine Milliarde Euro pro Jahr.
Auch die in der EU-Richtlinie vorgeschriebenen täglichen Ruhezeiten von elf Stunden sowie die einmal pro Woche erforderliche 24-stündige Ruhezeit erlauben keine Kombination von Arbeitsverhältnis und dem Ehrenamt im freiwilligen Feuerwehrdienst.
Das Kieler Innenministerium sieht den Ball im Berliner Spielfeld. Das wird die Bundesregierung zu prüfen haben, sie ist zuständig, lässt Minister Klaus Schlie wissen.
Anmerkung:
Welcher Betrieb oder welcher Arbeitgeber wird-
sofern das o.a. kommen sollte- noch Leute
einstellen, die sich in einem Ehrenamt
engagieren? Die Ehrenamtlichen werden sich mit
an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
einer Welle von Schwierigkeiten im Arbeitsleben
ausgesetzt sehen. Ich persönlich bin der
Meinung: "Ehrenamt soll Ehrenamt bleiben"- so
wie es schon seit ewigen Zeiten gehandhabt wird.
Ich glaube, die wenigsten Ehrenamtlichen- egal
in welchem Bereich sie tätig sind- erwarten eine
Belohnung oder Abgeltung ihrer geleisteten
Stunden für das Ehrenamt.
Gerade in der letzten Zeit wird die Arbeit von
Ehrenamtlichen in den Medien und in der Politik
so hoch gelobt. Das ist auch angemessen und
sollte durch solche EU-Regelungen nicht zerstört
werden.
Lutz Trenkner, 21.02.2012